Methoden in der Kollegialen Beratung
Auf Wunsch aus einer kollegialen Beratung gibt es an dieser Stelle einen kurzen Überblick über einige Methoden, die im Rahmen derselben benutzt werden können — natürlich in vielen unterschiedlichen Spielarten. Es handelt sich hier also nicht um Kochrezepte. Die Strukturierung und Sortierung in einfache und komplexe Fälle (siehe Foto) ist zwar von mir, aber die folgenden kurzen Beschreibungen sind fast alle angelehnt an das Buch „Kollegiale Beratung“ von Kim-Oliver Tietze, auf das sich im Folgenden auch die Seitenangaben beziehen. Dort gibt es auch noch weitere Methoden zu finden.
Gute Ratschläge dienen dazu, Empfehlungen für den weiteren Lösungsweg zusammenzutragen (S. 130-134). Die Methode ist dann denkbar, wenn das Problem konkret und gut umschrieben ist und die fallgebende Person schlicht einige konkrete Tipps erhalten möchte. Die beratenden Personen tragen ihre Ratschläge und Empfehlungen zusammen, etwa mit den einleitenden Worten „Ich an deiner Stelle würde…“ oder „Mein Ratschlag an dich lautet: …“
Das Kreuzverhör (S. 199-201) ist dann nützlich, wenn die fallgebende Person bereits einen Plan zur Lösung eines Problems hat, der auf Schwachstellen abgeklopft werden soll. Die beratenden Personen haben die Aufgabe, zum bereits bekannten Fall kritische Fragen zu stellen, auf die die fallgebende Person wie ein Angeklagter schweigen oder mit knappen Sätzen beantworten kann.
Das Brainstorming (S. 118-122) ist ein Klassiker und kann dann eingesetzt werden, wenn die fallgebende Person sich erste Ideen wünscht, um ein Problem zu lösen. Es kommt hier darauf an, zunächst möglichst viele Ideen zu sammeln, ohne sie gleich zu bewerten oder sich in Diskussionen zu verzetteln. Es kann daher sinnvoll sein, dass die beratenden Personen ihre Ideen erst schriftlich notieren.
Die Kopfstand-Methode (S. 122-126) ist dem Brainstorming ähnlich. Es sollen hier jedoch Ideen dafür gefunden werden, um das Gegenteil dessen zu erreichen, wonach mit der Schlüsselfrage eigentlich gesucht wird. Die Methode soll den Effekt haben, dass sich Denkblockaden lösen. Die Ergebnisse spiegeln entweder das wieder, was vermieden werden sollte, oder können umgedreht werden, um wieder zu Handlungsideen zu werden.
Die Disney-Methode geht auf eine Beschreibung von Walt Disney zurück, derzufolge er gleichzeitig ein Träumer, ein Realist und ein Kritiker gewesen sein soll. Sie eignet sich als Alternative zum Brainstorming, um ihm etwas Struktur zu verleihen. Die beratenden Personen können sich beim Sammeln von Ideen jeweils in eine Rolle versetzen (Träumer = subjektiv, begeistert; Realist = pragmatisch, analysierend; Kritiker = identifiziert konstruktiv Schwachstellen in Argumenten, auch in denen anderer) und setzen sich beim Teilen der Ideen auf den jeweils passenden Stuhl.
Beim Reflecting Team denken die beratenden Personen laut über die Spontanerzählung nach. Die fallgebende Person hört sich die Diskussion an und erhält so eine Möglichkeit, das eigene Problem aus einer anderen Position heraus zu durchleuchten und daraus Informationen gewinnen, die ihm sonst womöglich verborgen geblieben wären.
Das Erfinden einer Schlüsselfrage (S. 144-149) kann dann eine hilfreiche Methode sein, wenn die fallgebenden Person eben diese selbst gar nicht formulieren kann oder selbst damit „irgendwie“ unzufrieden ist. Die beratenden Personen können hier selbst Fragen vorschlagen, die die fallgebende Person jeweils mit „kalt“, „neutral“ oder „warm“ kommentiert. Auf diese Weise kann dem Problem mehr Struktur gegeben werden, um es greifbarer zu machen.
Bei der Methode Zwei wichtige Informationen (S. 149-153) haben die beratenden Personen die Aufgabe, mit Blick auf die Schlüsselfrage die für sie wichtigsten zwei Informationen aus der Spontanerzählung zu benennen. Die fallgebende Person kann damit Hinweise zur Struktur ihres Problems bekommen, um es überschaubarer zu machen.
Bei Ein erster kleiner Schritt (S. 126-130) besteht das Ziel darin, für ein vielschichtiges Problem, das viele Maßnahmen erfordert, einen ersten Ansatzpunkt zu finden. Die Methode eignet sich dann, wenn der fallgebenden Person das Ziel eigentlich klar ist, nicht aber der mögliche Weg dorthin.
Das Innere Team (S. 202-209) verfolgt den Zweck, unterschiedliche innere Positionen der fallgebenden Person transparent zu machen. Der Ansatz kann beispielsweise dann gewählt werden, wenn sich die fallgebende Person nicht zwischen mehreren Zielen, Prioritäten oder Handlungsalternativen entscheiden kann. Die beratenden Personen benennen zunächst „Mitglieder des inneren Teams“, die sie aus der Erzählung mit Bezug auf die Schlüsselfrage vermuten. Sie können dann Aussagen aus diesen Rollen heraus machen und diskutieren. Die fallgebende Person kann dann überlegen, ob das Ausgesprochene zutrifft.
Resonanz und Sharing (S. 134-144) bieten sich losgelöst von der Komplexität des Falls an. Wenn sich bei der fallgebenden Person (oder bei den beratenden Personen) starke Gefühle äußern, kann es angebracht sein, darüber Transparenz zu schaffen. Hier kann die Runde als „Resonanz“ danach gefragt werden, was die Fallerzählung an Gedanken oder inneren Reaktionen auslöst. Beim Sharing geht es darum, dass die beratenden Personen der fallgebenden Person von eigenen Erlebnissen schildern, die sie in Verbindung mit der Erzählung bringen. Auf diese Weise soll der fallgebenden Person mögliche Verunsicherung genommen oder ihr Anteilnahme ausgedrückt werden.
Sind Hochschulen aus der Zeit gefallen?
Georg Passig berichtet im „Techniktagebuch“ begeistert von einer App, die er kennengelernt hat. Eigentlich geht es aber darum, dass den Hochschulen die Zukunft verboten werde — oder sie sich diese selbst verböten. Zum einen drohe Lehrenden ab 2016 Verwaltungskleinklein durch die VG Wort, wenn sie Studierenden Material anderer Urheber zugänglich machen Zum anderen würde Studierenden verboten, Fotos vom Anschrieb an der Tafel oder von der Projektion an der Wand zu machen. Abschreiben sei angesagt.
Wie seht ihr das? Wird den Hochschulen die Zukunft verboten? Oder müssen wir eigentlich schon von der Gegenwart sprechen? Welchen Anachronismen begegnet ihr in eurer Lehre? Oder ist für euch alles in Ordnung? Lasst es uns doch in den Kommentaren wissen!
Von Didaktik und inneren Schweinehunden
Christian Spannagel versucht sich gerade an der App Periscope, mit der man sehr einfach mit einem Smartphone im Videoformat ins Netz streamen kann. Das Mini-Fernsehstudio in der Hosentasche, gewissermaßen. Hier geht es aber nur am Rande um diese schöne Möglichkeit…
Am vergangenen Samstag hat Christian per Periscope spontan seine Gedanken zu der Frage geteilt, weshalb es als Lehrender an einer Hochschule eigentlich so schwer sein kann, seine eigenen Lehrkonzepte zu hinterfragen und etwas anders zu machen als bisher. Da das Thema so hervorragend zu unseren Einstiegsworkshops in der Basisqualifizierung passt, habe ich die Aufzeichnung an dieser Stelle zum nachträglichen Anschauen eingebettet.
Wird mein Hörsaalspiel den Studierenden gefallen?
Anfang des Jahres hatten wir Kristina „Luci“ Lucius zu Gast, um den Workshop Hörsaalspiele zu leiten.
Luci schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit zu diesem Thema und lässt Interessierte glücklicherweise nicht warten, bis sie endlich fertig ist! Sie berichtet in unregelmäßigen Abständen in ihrem Blog über Zwischenergebnisse. Ihr aktueller Beitrag ist möglicherweise für all diejenigen spannend, die sich im die Akzeptanz durch die Studierenden sorgen. Sie hält Merkmale fest, die Studierenden besonders gut gefielen oder gar nicht. Allen recht machen kann man es (natürlich) nicht, schließlich gibt es beispielsweise ganz unterschiedliche Typen von SpielerInnen — die Ergebnisse von Luci können euch aber als Liste dienen, anhand derer ihr eure Ideen für Hörsaalspiele vorab schon einmal durchchecken könnt.
Neues Veranstaltungsformat für FrühaufsteherInnen
Neben unserem „Spotlight Lehre“-Format über Mittag gibt es ab dem kommenden Wintersemester 2015/16 eine neue Veranstaltungsreihe am Morgen: „Medien zum Frühstück. Lehr-Lern-Werkzeuge praxisnah kennenlernen“. Wöchentlich um 8:00 Uhr finden praktisch ausgelegte Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen statt. Bei einem Wachmacher-Kaffee und einem Brötchen gibt es einen Kurzinput von knapp 15min. Anschließend wird das vorgestellte Tool praktisch erprobt.
Mit im Programm ist auch das Thema Eduvote (mit Andreas Weich), das insbesondere TeilnehmerInnen des Methodenworkshops bei Anne und Jasmin interessieren wird.
Smartphones in der Hochschullehre? Wozu?
Am 28. September haben TeilnehmerInnen der teach4TU-Basisqualifizierung zusammen mit mir einen Ausflug in die Welt der digitalen Medien gemacht. Wir haben uns auf Wunsch mit der Frage beschäftigt, wozu man Smartphones in der Lehre einsetzen könnte. Nicht ob man das sollte, nicht wie im Detail, sondern wozu. Kein Plädoyer dafür oder dagegen, keine Reflexion, nur eine Ideensammlung. Herausgekommen ist eine Liste, die ich nun nachträglich mit einigen Gedanken unterfüttere und dann vorstelle.
Smartphones sind da! Eine Statistik für Studierende habe ich noch nicht entdeckt, aber laut Bitkom/Forsa zum Jahr 2014 besaßen 88 % der 16-18 Jährigen in Deutschland ein Smartphone. Ich wage also die These, dass fast jede/r Studierende über ein Smartphone verfügen kann, und natürlich sehe ich auch viele Studierende, die in Lehrveranstaltungen an der Uni damit hantieren.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten für Lehrende an Hochschulen, damit umzugehen. Sie könnten beispielsweise verbieten, Smartphones in ihren Kursen zu verwenden. Sie könnten sich dafür auf das Potenzial zur Ablenkung berufen. Einige mögen ein Verbot daher als berechtigte Fürsorge auslegen, andere hingegen als Bevormundung von Erwachsenen. Womöglich steckt dahinter auch die Furcht vor Kontrollverlust, wie sie Jöran Muuß-Merholz bei LehrerInnen in der Schule vermutet? Dinge könnten schließlich aus dem Hörsaal nach außen dringen, Studierende könnten in der virtuellen Welt da draußen sonstwas machen, und plötzlich lassen sich Aussagen der Lehrenden im Nu einem Faktencheck unterziehen. Das behagt nicht allen.
Vielleicht ignorieren Lehrende die Smartphones auch völlig: „Sollen die Studierenden doch damit machen, was sie wollen.“ Es ließe sich mit der Eigenverantwortung argumentieren, die einem Studium innewohnt. Es könnte aber durchaus sein, dass man es sich damit zu einfach macht. Zu schnell zieht man sich damit komplett aus der Verantwortung.
Eine weitere Option ist es, die Smartphones einfach in Lehrveranstaltungen zu integrieren, wenn sie sowieso da sind. Zumindest in der Schule scheint dadurch noch keine Katastrophe passiert zu sein. Die Möglichkeiten dafür dürften innerhalb und außerhalb der Präsenzzeit so vielfältig sein wie die Funktionen, die diese miniaturisierten Computerwunderdinger mit sich bringen.
Die in kürzester Zeit von uns dazu gesammelten Ideen stelle ich nun kurz vor. Es geht nicht darum, die Lehre von der Technik aus denkend zu gestalten! Sich mit Werkzeugen zu beschäftigen, kann aber den Horizont erweitern, welche Szenarien oder didaktischen Interaktionsmuster damit überhaupt erst möglich werden!
Die folgende Liste ist nicht nach bestimmten Kriterien sortiert oder gruppiert, und sicher ist sie unvollständig — sowohl was die Begrifflichkeiten wie auch die beispielhaft genannten Szenarien angeht. Ich freue mich, wenn ihr in den Kommentaren weitere Möglichkeiten ergänzt.
Die Liste ist auch nicht stringent, was die Bezeichnungen angeht. Ich finde es unglaublich schwierig, alles einheitlich als Werkzeug zu formulieren, weil es manche Werkzeuge in der physischen Welt schlicht nicht gibt. Ich finde es ebenfalls schwierig, alles in Form von Aufgaben zu beschreiben, die damit erledigt werden können, weil mir das selbst noch nicht ganz klar ist Ich habe aber das Gefühl, da könnte Musik drin sein! Nehmt es also bitte hin, dass es etwas durcheinander geht.
Es geht aber auch noch spannender! Wenn Studierende schriftliche Lösungen auf Papier erarbeiten (Rechnungen, Zeichnungen, usw.), können diese exemplarisch auch sehr einfach für alle sichtbar gemacht werden: Als Lehrender herumgehen, von einer passenden Lösung ein Foto machen, projizieren, fertig. Das macht beispielsweise Michael Gieding in Heidelberg.

Ein Etherpad
Puh, wie beschreibt man das kurz? Das Wahrnehmen der Welt um uns herum lässt sich durch Informationen ergänzen. Wenn ich beispielsweise die Kamera meines Smartphones auf ein Bauwerk richte, könnte ich mit einer passenden Anwendung geschichtliche Daten dazu angezeigt bekommen — ganz wie Iron Man in seinem Anzug.

Augmented Reality bei Iron Man
Oder mein Auto warnt mich mit einem Piepton um so schneller, je näher ich einem anderen Objekt komme. Oder…
Was da alles denkbar wäre! Das Smartphone ähnlich wie mit dem Google Cardboard aufsetzen, durch Rom laufen und das Colosseum so sehen, wie es einst aussah (Architektur). Oder Bauteile vor die Kamera des Smartphones halten und Daten dazu eingeblendet bekommen (Ingenieurwesen). Oder… Zugegeben, das ist technisch etwas in die Zukunft gedacht, aber warum nicht vorbereitet sein?